Künstlerische Leitung: Ute Dittmar

Schauspielerin, Theaterpädagogin, Regisseurin und Coach

Im Gespräch mit Ute…

Dein künstlerischer Werdegang begann im Schauspiel. Warum bist du Schauspielerin geworden?

Eine gute Frage, denn zunächst wollte ich das gar nicht. Ich habe zwar schon von klein auf immer gespielt, aber in meinen Augen war das nichts Ernstes. Nach einer Schulaufführung sagte mir mal irgendein richtig seriöser Vater: „Ute du musst unbedingt Schauspielerin werden!“ Und ich dachte mir: „ … wie blöd ist das denn! Wie kann man so was einem Kind sagen?“
Ich wollte immer irgendetwas Sinnvolles tun, Leuten helfen, die Welt verbessern…
Aber irgendwie bin ich immer wieder beim Schauspiel gelandet habe mit Kindern Theater gespielt und improvisiert bin beim Studium der Kommunikationswissenschaften wieder in der Schauspiel Gruppe gelandet und im Fach Regie ... irgendwann hat mich mein damaliger Freund an einer Schauspielschule zur Aufnahmeprüfung angemeldet..... tja so kam das…

Und Theater kann die Welt nicht verbessern?

Doch, ich denke schon, aber das habe ich erst viel später begriffen. Wer etwas bewegen will muss zunächst etwas in anderen Menschen bewegen, sie auf andere Gedanken bringen, ihnen einen Perspektivwechsel anbieten. All das macht das Theater.

Theater ist für mich..... ?

…die sinnlichste Form Haltung zu zeigen, zu provozieren, zu flirten, zu streiten, auch herrlich Quatsch zu machen

Was unterscheidet das Theater von anderen Künsten?

Wahrscheinlich ist es die einzige Kunst, die nicht als Konserve taugt. Es ist niemals Vergangenheit, es ist nicht in der Zukunft sondern Theater ist immer Gegenwart. Es gibt nichts Gegenwärtiges als in einem Raum zu sitzen und die Kunst gerade passieren zu sehen.

Das war jetzt aus der Sicht des Publikums, wie erlebt man das als Schauspieler*in?

Mann ist absolut wach, total konzentriert, und lebt ganz extrem in dem Moment. Bestenfalls erschaffe ich die Figur und die Situationen in jedem Moment auf der Bühne neu.

Kennst du Lampenfieber?

Ja natürlich, das gehört dazu. Die Aufregung, das Kribbeln im Bauch, die Energie die frei wird – sowohl als Schauspielerin als auch als Regisseurin.

Wie fühlt sich eine Premiere an?

Als Schauspieler*in katastrophal …. katastrophal gut, aufregend, es ist wie ein erster Kuss, sexy.
Als Regisseurin sitze ich im Publikum und habe das Gefühl, dass der Ballon, den wir gebaut haben abhebt , losfliegt, an Fahrt gewinnt, sein Tempo entwickelt… und ich sehe fasziniert zu.

Was war dein aufregendstes Theatererlebnis, als Zuschauer?

Ganz speziell war eine Theateraufführung, bei der ich tatsächlich die einzige Zuschauerin war - das kleine Theater im Zimmer, in Berlin-Neukölln. Ich kam etwas spät und die Eingangstür war verschlossen – sie riefen hinaus „Moment für öffnen gleich.... „ Ewas irritiert nahm ich wahr, dass ich tatsächlich die Einzige war. Natürlich sagte ich, dass sie für mich allein nicht spielen müssten und ich gerne ein anderes Mal wiederkäme. Aber sie wollten unbedingt spielen - für jeden Einzelnen. So saß ich dort ganz allein in der „Unterrichtsstunde“ von Ionesco, was ja sowieso schon ein etwas gruseliges Stück ist, aber allein war es regelrecht unheimlich. Es tat mir dann leid, dass am Schluss nur ich allein geklatscht habe. Sie hätten viel mehr Applaus verdient.

Wie fühlt sich der Applaus an, wenn man auf der Bühne steht?

Grandios, es ist wie eine Erlösung.

Und was war dein aufregendstes Theatererlebnis als Regisseurin?

Ich fiebere natürlich immer mit, wenn ich im Publikum sitze. Es wird besonders aufregend, wenn es schief läuft und man sich fragt: „au weh – wie kommen sie da jetzt wieder raus …?“ Wenn z. B. Text und teilweise ganze Szenen im Eifer des Gefechts übersprungen werden oder Darsteller zum falschen Zeitpunkt auftreten. Das alles passiert, immer wieder, und es gehört dazu. Hier beginnt die Improvisation – da beginnt es, wirklich spannend zu werden. Die Zuschauer kriegen das in der Regel nicht wirklich mit.

Wie würdest du das „Theater-Traum-Publikum“ beschreiben?

Wach, mutig, kritisch, neugierig und begeisterungsfähig.

Was kann Theater, was ein Computer nicht kann?

Wenn im Theater etwas schief geht, geht es trotzdem immer weiter, man fängt an zu improvisieren, ist spontan. Wenn beim Computer etwas schief geht dann gibt es einen Plan B, der ist genauso vorherberechnet ist wie Plan A. Im Theater gibt es keine Stopptaste und keinen Resetknopf - das ist Abenteuer.
Und natürlich bin ich mit einem Computer in der Regel allein - Theater ist immer interaktiv, passiert im Ensemble, wo jeder für jeden einsteht. Das Ego kannst du auf der Bühne vergessen, damit kommst du nicht weit.

Theater ist …?

Energie, Gefühl, aufregend, sexy, berührend, schweißtreibend, unmittelbar, braucht Mut zur Peinlichkeit, Abenteuer, riecht nach Leben.